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Ikone der hl. Hildegard von Bingen, gemalt von der Ikonenmalerin Elisabeth Rieder aus Beilngries. Wir danken für die Genehmigung zum Abdruck.
Ikone der hl. Hildegard von Bingen, gemalt von der Ikonenmalerin Elisabeth Rieder aus Beilngries. Wir danken für die Genehmigung zum Abdruck.

Hildegard von Bingen - Entstehung


In der Internet-Enzyklopädie Kathpedia lesen wir unter dem Stichwort Hildegard von Bingen:
„Hildegard von Bingen (geboren 1098 in Bermersheim bei Alzney in Rheinhessen, gestorben am
17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen) war eine Benediktinerin, Äbtissin, Visionärin und Komponistin.


Einführung

Ihre Werke befassen sich mit der Theologie, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Ein umfangreicher Briefwechsel mit geistlicher Begleitung und eindringlichen Ermahnungen, auch gegenüber hochgestellten Persönlichkeiten ihrer Zeit, und Berichte über weitläufige Seelsorgsreisen mit öffentlicher Predigttätigkeit bis nach Bamberg, Trier und der Werdener Abtei St. Ludgerus sind erhalten geblieben. 1150 gründete sie mit ihrem Konvent ein neues Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen und erwarb in Eibingen ein leerstehendes Kloster für ihre Nonnen. Ihre Reliquien ruhen in der Eibinger Pfarrkirche. Das in der Sukzession zu Hildegard stehende Kloster ist die heutige Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen. Papst Benedikt XVI. sprach Hildegard am 10. Mai 2012 offiziell heilig. Er erhob sie am 7. Oktober 2012 zur Kirchenlehrerin. Ihr Gedenktag ist der
17. September.


Biographie

Namensdeutung

Der Name Hildegard kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „die kämpferisch Schützende“.


Herkunft, Familie und Kindheit

Hildegard entstammt der edelfreien Familie von Bermersheim und wurde im Jahr 1098 geboren. Ihre Eltern sind Hildebert von Bermersheim und Mechthild von Merxheim. Hildegard war das Jüngste von zehn Kindern. Folgende ihrer sieben Geschwister sind bekannt:
1. Drutwin, der vermutlich älteste Bruder, der in einer Urkunde gemeinsam mit seinem Vater Hildebert erscheint, führte das väterliche Gut weiter.
2. Hugo, war Domkantor in Mainz, eine für Hildegard später bedeutsame Verbindung.
3. Rorich, war Priester und Kanonikus in Toley.
4. Irmengard
5. Odilia
6. Jutta
7. Clementia, von dieser ist überliefert, dass sie später Nonne in Hildegards Kloster Rupertsberg wurde.

Nachdem der Besitz von Bermersheim später dem Kloster Rupertsberg übereignet wurde, kann man davon ausgehen, dass die Sippe männlicherseits zu diesem Zeitpunkt ausstarb. 1141 notiert Hildegard: …als ich 42 Jahre und 7 Monate alt war...(Liber scivias).

Ihre Eltern benannten das Kind bei der Taufe, die vermutlich in der heutigen Simultankirche
St. Martinkirche, stattfand, nach der Ehefrau Kaiser Karls des Großen - Hildegard.

Durch ihre Herkunft wird Hildegard die Fähigkeit, mit hochgestellten Persönlichkeiten umzugehen, von Kindheit an als etwas Natürliches erleben. Die bemerkenswerte Freimütigkeit, mit der sie später etwa das Handeln Friedrich Barbarossas verurteilt, hat ihre Wurzeln nicht nur in der Sicherheit, die ihr die Beauftragung durch die Visionen gibt.


Visionen

Seit ihrem dritten Lebensjahr hatte Hildegard visionäre Erlebnisse, die ihr ganzes Leben anhielten:
„In meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erbebte, doch wegen meiner Kindheit konnte ich mich nicht darüber äußern. (Vita, 71)
Die Kraft und das Mysterium verborgener, wunderbarer Gesichte erfuhr ich geheimnisvoll in meinem Innern seit meinem Kindesalter, das heißt, seit meinem fünften Lebensjahre, so wie auch heute noch. (Sc OMV, 89)
...Manches erzählte ich einfach, so dass die, die es hörten, sich sehr wunderten, woher es käme und von wem es sei. Da wunderte ich mich auch selbst, dass ich, während ich tief in meiner Seele schaute, doch auch das äußere Sehvermögen behielt, und dass ich dies von keinem anderen Menschen hörte. Darum verbarg ich die Schau, die ich in meiner Seele sah, so gut ich konnte. Viele äußere Dinge erfuhr ich nicht wegen der häufigen Erkrankungen, an denen ich von der Muttermilch bis jetzt gelitten habe, die meinen Leib schwächten, so dass meine Kräfte nachließen. Als ich davon erschöpft war, versuchte ich von meiner Amme zu erfahren, ob sie, abgesehen von den äußeren Dingen irgendetwas sähe. Und sie erwiderte: „Nichts“, weil sie nichts dergleichen sah. Da wurde ich von großer Furcht ergriffen und wagte nicht, dies irgendjemanden zu offenbaren. (Vita, 71)

Hildegard von Bingen hat die durch ihre visionären Erfahrungen bedingte Andersartigkeit bereits als Kind empfunden. Sie konnte ein wesentliches Element ihres Wahrnehmens und Erlebens nicht mit anderen teilen.
Siehe hierzu auch Kapitel 3 - Mystik.


Erziehung

Bis zu ihrem achten Jahr war sie in der Obhut ihrer Eltern. Zur weiteren Erziehung übergaben die Eltern Hildegard im Jahre 1106 der Witwe Uda von Göllheim, die sie gemeinsam mit ihrer Verwandten Jutta von Sponheim erzog und ausbildete. Sehr wahrscheinlich haben ihre labile körperliche Konstitution und die Gabe der Schau wesentlich dazu beigetragen. Mit zwölf Jahren wechselte Hildegard gemeinsam mit Jutta in die neu gegründete Frauenklause des Klosters Disibodenberg. Die etwa acht Jahre ältere Jutta übernahm die Leitung der wachsenden Gemeinschaft.

Außer von ihr wurde Hildegard - und vermutlich auch die anderen dort lebenden Mädchen von einem Mönch des Klosters, dem Magister Volmar unterrichtet. Zwar bezeichnet sich Hildegard häufig als ungelehrt, und verweist auf ihre unzureichende wissenschaftliche Bildung, doch geht aus ihren Schriften hervor, dass sie eine umfassende Kenntnis der Heiligen Schrift, insbesondere des Alten Testamentes, der Kirchenväter und der philosophischen Fragen ihrer Zeit besaß.

Im Alter von etwa 15 Jahren entschied sie sich bewusst für das Ordensleben, indem sie vor Bischof Otto (1102-1139) von Bamberg die Gelübde ablegte. Die folgenden Jahre kann man als die stille Zeit in Hildegards Leben bezeichnen. Die Vita berichtet lediglich, dass sie Fortschritte im geistlichen Leben machte. Der Grund ihres Schweigens war, dass sie fürchtete, aufgrund ihrer visionären Begabung missverstanden und missdeutet zu werden.


Äbtissin

Im Jahre 1136 starb Jutta von Sponheim und die Nonnen des Konventes wählten Hildegard (36- jährig) zu ihrer Nachfolgerin. Einige Jahre später, 1141, ereignet sich das, was Hildegards Leben völlig verändern wird. Sie erhält den Auftrag, ihre Schauungen aufzuschreiben und zu veröffentlichen.

Im Jahre 1141 der Menschwerdung Jesu Christi, des Gottessohnes, als ich 42 Jahre und 7 Monate alt war, kam ein feuriges Licht mit Blitzesleuchten vom offenen Himmel hernieder. Es durchströmte mein Gehirn und durchströmte mir Herz und Brust gleich einer Flamme, die jedoch nicht brannte, sondern wärmte, wie die Sonne den Gegenstand erwärmt, auf den sie ihre Strahlen legt. Nun erschloss sich mir plötzlich der Sinn der Schriften, des Psalters, des Evangeliums und der übrigen katholischen Bücher des Alten und Neuen Testamentes…Die Gesichte, die ich schaue, empfange ich nicht in traumhaften Zuständen, nicht im Schlafe oder in Geistesgestörtheit, nicht mit den Augen des Körpers oder den Ohren des äußeren Menschen und nicht an abgelegenen Orten, sondern wachend, besonne, mit klarem Geiste, mit den Augen und Ohren des inneren Menschen, an allgemein zugänglichen Orten, so wie Gott es will. Wie das geschieht, ist für den mit Fleisch umkleideten Menschen schwer zu verstehen…Du also, o Mensch, der Du all dies nicht in der Unruhe der Täuschung, sondern in der Reinheit der Einfalt empfängst, hast den Auftrag, das Verborgene zu offenbaren. Schreibe, was Du siehst und hörst! All dies sah und hörte ich, und dennoch - ich weigerte mich zu schreiben. Nicht aus Hartnäckigkeit, sondern aus dem Empfinden meiner Unfähigkeit, wegen der Zweifelsucht, des Achselzuckens und des mannigfachen Geredes der Menschen, bis Gottes Geißel mich auf das Krankenlager warf. Da endlich legte ich, bezwungen durch so viele Leiden, Hand ans Schreiben.
(Sc OMV, 89f)

In den folgenden zehn Jahren entsteht das Werk „Scivias“ (Wisse die Wege), Hildegards erste Visionsschrift. 1147 las Papst Eugen, ein Zisterzienser und Schüler Bernhards von Clairvaux auf der Synode von Trier aus dieser Schrift vor. Sie war ihm vom Mainzer Erzbischof auf Betreiben des Disibodenberger Abtes übermittelt worden. Der Papst entsandte eine Kommission auf den Disibodenberg, die Hildegard einer Prüfung unterzog. Schließlich wurde - nicht zuletzt infolge der positiven Stellungnahme Bernhards - die Gabe der Schau öffentlich anerkannt. Ihn hatte Hildegard wenige Jahre zuvor um Rat gefragt. Die Anerkennung war für Hildegard wesentlich, weil die Grenze zwischen Begnadung und Besessenheit damals ebenso schwer zu ziehen war wie heute, und weil eine Frau, die schriftstellerisch und prophetisch tätig wurde, sich im Mittelalter schnell dem Verdacht aussetzte, eine Besessene zu sein.


Ein neues Kloster

Hildegard erhielt kurz nach dieser öffentlichen Anerkennung, die sie europaweit bekanntmachte - ihr breitgefächerter Briefwechsel setzte zu dieser Zeit ein - in ihrer Schau den Auftrag, ein Kloster zu bauen. Die Frauenklause musste zu diesem Zeitpunkt dringend erweitert werden, da der Konvent mittlerweile auf 20 Frauen angewachsen war. Der Disibodenberg bot sich für eine solche Erweiterung nicht an, und Hildegard, die vom Disibodenberger Konvent unabhängig werden wollte, wird in ihrer Schau der Ort gezeigt, an dem sie bauen soll: Der Rupertsberg bei Bingen. Eine völlig unmögliche Entscheidung, denn dieser Berg, wenn auch verkehrstechnisch äußerst günstig gelegen - der Rhein war im Mittelalter ein Hauptverkehrsweg - hatte sonst keinerlei Vorzüge. Die Gegend war unwirtlich, es wohnten dort lediglich ein alter Mann mit seiner Frau und seinen Kindern. Die ehemalige Kapelle des heiligen Rupertus war nur noch eine Ruine. Hildegard schreibt in ihrer Autobiographie, dass alle Leute über sie den Kopf schüttelten und sagten:
Was nützt es, dass adelige und reiche Nonnen, von dem Ort, wo es ihnen an nichts gefehlt hat, wegziehen zu einer Stätte solchen Mangels? (Vita, 79)

Obwohl die Disibodenberger Mönche ihre berühmt gewordene Schwester nur sehr ungern ziehen ließen, siedelte sie 1150 mit ihren Nonnen auf den Rupertsberg über. Da in der ersten Zeit die Lebensbedingungen sehr hart waren - die Frauen halfen beim Bau mit - verließen einige von ihnen den Konvent, um in andere Klöster zu gehen oder sich vom monastischen Leben abzuwenden. Diese für sie sehr schmerzlichen Erfahrungen hat Hildegard in ihr zweites Visionswerk, das Liber vitae meritorum, das Buch der Lebensverdienste, einfließen lassen.

Im Ergebnis war das neue Kloster ein interessanter Bau. Es bot Platz für 50 Nonnen, zwei Priester, sieben arme Frauen, Dienerinnen und Diener, sowie für Gäste. Die Arbeitsräume waren durchweg mit Wasserleitungen versehen und in der Kirche waren die Plätze für die Nonnen im vorderen Bereich des Hauptschiffes, so dass Gemeinde und Konvent eine Einheit bildeten.

Hildegards Kompositionen waren zu diesem Zeitpunkt schon weithin bekannt, wie aus einem Brief des Magisters Odo von Paris und aus an Hildegard ergehenden Kompositionsaufträgen zu ersehen ist. Kurz nach ihrer Übersiedlung begann sie die Niederschrift ihrer naturkundlichen und medizinischen Werke, die sie etwa 1158 abschloss.

1154 begegnete Hildegard Friedrich Barbarossa auf dessen Pfalz Ingelheim. Sie erhält von ihm einen Schutzbrief für ihr Kloster, indem er sie als abbatissa bezeichnet, die erste Quelle, in der dieser Titel für eine Frau verwendet wird, die man sonst mater, domina, magistra oder praeposita nennt. Hildegard muss Friedrich beeindruckt haben, denn der Schutzbrief hat ihr auch dann noch geholfen, als sie ihn in ihren Briefen wegen des von ihm herbeigeführten Schismas scharf kritisierte. Es ist urkundlich belegt, dass in den 60-er Jahren des 12. Jahrhunderts im Rheingau, der  sich nicht den von Friedrich aufgestellten Gegenpäpsten unterstellt hatte, zahlreiche Klöster von den Truppen Friedrichs verwüstet wurden, darunter das dem Rupertsberg nahegelegene Zisterzienserkloster Eberbach, während Hildegards Klöster verschont blieben. Sie hatte inzwischen, da der Rupertsberger Konvent zu groß geworden war, auf der anderen Rheinseite in Eibingen bei Rüdesheim ein leerstehendes Augustiner-chorherrenkloster gekauft und mit ihren Nonnen besiedelt.


Predigtreisen

In den Jahren 1158 bis 1171 unternahm sie - höchst ungewöhnlich für eine benediktinische Äbtissin, vier ausgedehnte Predigtreisen, auf denen sie zu Fuß, zu Schiff und zu Pferd (im Alter von 63-73 Jahren) ein Tagespensum von 25-30 km zurücklegte:
1. Reise 1158 bis 1159: Mainz - Wertheim - Würzburg - Kitzingen - Ebrach - Bamberg.
2. Reise 1160: Trier - Metz - Krauftal.
3. Reise 1161 bis 1163: Boppart - Andernach - Siegburg - Köln - Werden.
4. Reise 1171: Maulbronn - Hirsau – Zwiefalten

Der Inhalt ihrer Predigten ist die notwendige Reform der Kirche. Dem Klerus von Köln sagt sie beispielsweise:
Ihr müsst ...(die Gerechtigkeit Gottes)...pflichtgemäß und in Gehorsam immer wieder den Leuten zu geeigneten Zeiten mit heiliger Discretion vor Augen stellen und nicht im Übermaß ihnen einhämmern. Das tut ihr aber nicht wegen der Halsstarrigkeit eures Eigenwillens. Deshalb fehlen bei euren Predigten ... die Lichter, wie wenn die Sterne nicht leuchten. Ihr seid Nacht, die Finsternis aushaucht, und wie ein Volk, das nicht arbeitet und aus Trägheit nicht im Lichte wandelt… Ihr schaut ja nicht auf Gott und verlangt auch nicht, ihn zu schauen. Ihr blickt vielmehr auf eure Werke, indem ihr nach Belieben tut und lasst, was ihr wollt… Mit eurem leeren Getue verscheucht ihr aber bestenfalls im Sommer einige Fliegen…Und wegen eures ekelhaften Reichtums und Geizes sowie anderer Eitelkeiten unterweist ihr eure Untergebenen nicht und gestattet nicht, dass sie bei euch Belehrung suchen, indem ihr sprecht: „Wir können unmöglich alles schaffen“…(Briefwechsel, 169, folgende)


Die letzten Jahre

1173 starb ihr Sekretär und Freund Volmar. Einige Monate später vollendete sie ihr drittes Visionswerk, das Liber divinorum operum, das Buch der göttlichen Werke. Die letzten Monate ihres Lebens sind von einem Konflikt mit der Amtskirche überschattet. Hildegard hatte 1178 einen Exkommunizierten, kurz vor seinem Tod aber wieder in die Kirche aufgenommenen Adeligen, auf ihrem Klosterfriedhof begraben lassen. Die Mainzer Kirchenbehörde erkannte die Reconziliierung des Toten nicht an und forderte seine Exhumierung. Hildegard weigerte sich und verwischte sogar mit ihrem Äbtissinnenstab die Grenzen des Grabes, um die Exhumierung zu verhindern. Daraufhin verhängte die Mainzer Kirchenbehörde das Interdikt über ihr Kloster, das bedeutet, dass jeglicher Gottesdienst untersagt war. Diese Maßnahme muss Hildegard zutiefst verletzt haben. Sie reiste nach Mainz, hatte aber keinen Erfolg. In einem Brief an die Mainzer Prälaten entwickelt sie zunächst eine wunderbare Theologie der Musik und findet zum Abschluss mahnende Worte:
„…diejenigen also, die der Kirche in Bezug auf das Singen des Gotteslobes Schweigen auferlegen, werden - da sie auf Erden das Unrecht begingen, Gott die Ehre des ihm zustehenden Lobes zu rauben - keine Gemeinschaft haben mit dem Lob der Engel im Himmel…das härteste Gericht wird über die Prälaten ergehen, wenn sie nicht, wie der Apostel sagt, ihr Vorsteheramt mit Sorgfalt führen. (Briefwechsel, 240)
Schließlich erhielt sie, nach Intervention des zu dieser Zeit in Rom weilenden Erzbischofs Christian von Buch, Recht und die Feier des Gottesdienstes wurde wieder aufgenommen. Wenig später, 1179 starb Hildegard, nachdem sie dem Kloster 40 Jahre lang vorgestanden hatte, 81-jährig in Bingen.
Bei ihrem Tod wurde am Himmel eine Lichterscheinung beobachtet.


Orte, die mit Hildegard in Verbindung stehen

Eibingen: Abtei St. Hildegard: Nachfolgekloster der von Hildegard gegründeten Niederlassungen in Bingen und Eibingen.
Katholische Pfarrkirche mit dem Reliquienschrein der Heiligen.

Bamberg: Jungfrauenweihe Hildegards durch Bischof Otto von Bamberg. Briefwechsel mit Bischof Eberhard von Bamberg. Predigtreise nach Bamberg.

Bermersheim vor der Höhe, Geburtsort Hildegards mit der Taufkirche St. Martin

Bingerbrück: Ehemaliges Kloster Rupertsberg in Bingerbrück, gehört heute zu Bingen

Essen-Werden: Besuch in der Abtei St. Ludgerus im Rahmen einer Predigtreise.

Köln: Kontakt zu Domdekan Philipp von Köln sowie zu ihrem Neffen Wezelin, der in Köln Priester war. Predigtreise nach Köln.

Mainz: Hildegards Bruder Hugo war Mainzer Domkantor. Predigtreise nach Mainz.

Trier: Kontakt zum Kloster St. Eucharius und Maximin. Auftragskompositionen für Trier. Predigtreise nach Trier.


Mystik

Über ihre visionäre Begabung gibt Hildegard in ihrer, in die Vita integrierten Autobiografie Auskunft. Ihre Erinnerung reicht bis in ihr drittes Lebensjahr zurück, in dem sie ein überaus helles Licht sah. Von diesem Augenblick an erlebte sie regelmäßig Schauungen, die sich mitten im Alltagserleben ohne den Verlust des Wachbewusstseins ereigneten. Das, was sie in den Visionen sah, erzählte sie als Kind zunächst unbefangen weiter, weil sie davon ausging, dass die Menschen um sie herum ihr Erleben teilten. Die Erkenntnis, dass sie allein diese Gabe hatte, ängstigte sie und machte sie vorsichtig.
Die Entscheidung ihrer Eltern, sie für eine klösterliche Laufbahn vorzusehen, haben sowohl mit Hildegards labiler Gesundheit als auch mit ihrer visionären Begabung zu tun. Hildegards Mentorin Jutta wusste von Hildegards Visionen und sorgte dafür, dass sie einen geeigneten Lehrer, den Disibodenberger Mönch Volmar, erhielt, der ihre Ausbildung begleitete, und sie später ermutigte, ihre Visionen aufzuschreiben.
Der Liber Sci vias (= Wisse die Wege) ist Hildegards erstes Visionswerk, in dem sie die Schöpfung und Erlösung des Menschen thematisiert. Sie empfand die Niederschrift als göttlichen Auftrag und wurde krank, als sie sich zunächst weigerte, diesem Auftrag nachzukommen. In der Einleitung zu ihrem Werk schreibt sie:
Die Gesichte aber, die ich sah, empfing ich nicht im Traum, nicht im Schlaf oder in Geistesverwirrung, nicht durch die leiblichen Augen oder die äußeren menschlichen Ohren, auch nicht an abgelegenen Orten, sondern ich erhielt sie in wachem Zustand, bei klarem Verstand, durch die Augen und Ohren des inneren Menschen, an zugänglichen Orten, wie Gott es wollte.


Hildegards Werke


Schriften

Hildegard von Bingen schrieb drei theologische Werke, ein heute in zwei Büchern überliefertes medizinisch-naturkundliches Werk und ein aus 77 Gesängen und einem geistlichen Singspiel bestehendes kompositorisches Werk.
Der selige Papst Eugen III. authorisierte nach eingehender Prüfung, in deren Verlauf Hildegard von drei Abgesandten des Papstes auf dem Disibodenberg aufgesucht worden war, ihre Sehergabe im Rahmen einer europäischen Bischofssynode vom 30. November 1147 bis 13. Februar 1148 in Trier. Er las persönlich den anwesenden Kardinälen, Bischöfen und Theologen aus dem Buch "Sci vias" vor, ermunterte Hildegard zur weiteren Niederschrift ihrer Schauungen und erkannte ihre Visionen als Offenbarungen an. Hildegard selbst betrieb ihre Anerkennung als Visionärin, indem sie sich an Bernhard von Clairvaux wandte, dessen Schüler Eugen III. gewesen war und ihn um eine Bestätigung ihrer Gabe bat.

Sci vias seu visionum ac revelationum (entstanden 1141-1151) ist ihr erstes theologisches Werk. Es heißt Wisse die Wege und thematisiert die Schöpfung der Welt und die Erlösung des Menschen in Visionsbildern und deren Deutungen.
Übersetzungen:
Hildegard von Bingen, Wisse die Wege. Hg. von Walburga Storch OSB, Herder Verlag 1990.
Hildegard von Bingen, Wisse die Wege. Übersetzt von P. Holdener, Hovine Verlag.
Hildegard von Bingen, Wisse die Wege. Nach dem Originaltext des iluminierten Rupertsberger Kodex der Wiesbadener Landesbibliothek ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Maura Böckeler, Otto Müller Verlag.
Hildegard von Bingen, Wisse die Wege. Werke Band I, hg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Mechthild Heieck, Beuroner Kunstverlag 2010, ISBN 978-3-87071-211-2.

Liber vitae meritorum (entstanden 1158-1163) enthält die Ethik Hildegards, die sie in Gesprächen zwischen den Tugenden und Lastern entfaltet. Es wird auch Das Buch vom Wirken Gottes genannt.
Überstzungen:
Hildegard von Bingen, Der Mensch in der Verantwortung. Das Buch der Lebensverdienste, übersetzt v. Heinrich Schipperges, Otto Müller Verlag, Salzburg.
Hildegard von Bingen, Buch der Lebensverdienste. Übersetzt von P. Holdener.

Liber Divinorum operum (entstanden 1163-1170). Es ist ihre Kosmosschrift. Das Buch wird auch De operatione DEI - Vom Werk Gottes genannt.
Übertzungen:
Hildegard von Bingen, Welt und Mensch (De operatione Dei). Übersetzt von Heinrich Schipperges, Otto Müller-Verlag, Salzburg 1965.
Hildegard von Bingen, Das Buch vom Wirken GOTTES. Übersetzt von Mechthild Heieck, Pattloch Verlag 1998, ISBN 3-629-00889-5.
Hildegard von Bingen, Das Buch der göttlichen Werke. Übersetzt P. Holdener, Parvis Verlag.
Hildegard von Bingen, Das Buch vom Wirken Gottes - Liber Divinorum Operum. Hg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Mechthild Heieck, Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-272-3.

Briefwechsel
Hildegard von Bingen, Im Feuer der Taube. Die Briefe. Aus dem Lateinischen übersetzt und herausgegeben von Walburga Storch OSB, vollständige Ausgabe. Pattloch Verlag Augsburg 1997.
Hildegard von Bingen, Briefwechsel. Nach den ältesten Handschriften übersetzt und nach den Quellen erläutert von Adelgundis Führkötter OSB, Salzburg, Otto Müller Verlag 1974.
Hildegard von Bingen: Nun höre und lerne, damit du errötest.... Briefwechsel nach den ältesten Handschriften übersetzt, Herder Verlag, ISBN: 978-3-451-05941-4.

Musik
Symphonia armonie celestium revelationum (Symphonie der Harmonie der himmlischen Offenbarungen) Dieses Werk umfaßt 77 Gesänge und das Geistliche Singspiel Ordo virtutum (Reigen der Tugenden).
Hildegard von Bingen, Lieder. Nach den Handschriften herausgegeben von Pudentiana Barth OSB, Immaculata Ritscher OSB und Joseph Schmidt-Görg, Otto Müller Verlag, Salzburg.
Hildegard von Bingen, Hildegard von Bingen. Werke Band IV. Lieder Symphoniae. Neu übersetzt von Barbara Stühlmeyer, hg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-263-1.
Ein Singspiel, das die Auseinandersetzung der Gotteskräftemit dem Bösen behandelt.
Hildegard von Bingen, Ordo virtutum. Reigen der Tugenden. Ein Singspiel. Hg. von Ildelfons Herwegen OSB.
Hildegard von Bingen, Ordo virtutum. Reigen der Tugenden. Ein Singspiel. Hg. von Ildelfons Herwegen OSB.

Causa et curae (entstanden 1150-1158) ist ihr medizinisches Werk. Es handelt von den Ursachen und die Behandlung von Erkrankungen und wird auch als Heilkunde bezeichnet.
Übersetzungen:
Hildegard von Bingen, Heilkunde. Das Buch von dem Grund und Wesen und der Heilung von Krankheiten. Nach den Quellen übersetzt und erläutert von Heinrich Schipperges, Otto Müller Verlag Salzburg.
Hildegard von Bingen, Heilwissen, Von den Ursachen und der Behandlung von Krankheiten. Hg. von Manfred Pawlik, Pattloch Verlag, ISBN 3-629-00594-1.

Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (entstanden 1150-1151). Sie beschreibt darin die Heilkräfte der geschaffenen Dinge. Es wird auch Physika genannt.
Übersetzungen:
Hildegard von Bingen, Heilkraft der Natur. Das Buch von den inneren Wesen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe. Erste vollständige, wortgetreue und textkritische Übersetzung, bei der alle Handschriften berücksichtigt sind. Übersetzt von Marie-Luise Portmann, Hg. von der Basler Hildegard-Gesellschaft Christiana Verlag Stein am Rhein 2009, ISBN 978-3-7171-1129-0.
Hildegard von Bingen, Heilkraft der Natur. Übersetzt P. Holdener, Parvis Verlag.Hildegard von Bingen, Heilkraft der Natur – Physika, Basler–Hildegardgesellschaft (Hrsg.) Pattloch Verlag ISBN 3-629-00567-5.
Hildegard von Bingen, Das Buch von den inneren Wesen der verschiedenen Naturen in der Schöpfung. Nach Quellen übersetzt und erläutert von Peter Riethe, Otto Müller Verlag, Salzburg.

Die Lingua ignota Hildegards rätselhafteste Schrift mit 1100 Wörtern einer unbekannten Sprache.


Erstausgaben der Schriften Hildegards


1513
Wisse die Wege", in Paris herausgegeben

1533
die Physica oder liber simplicis medicinae wurde in Straßburg herausgegeben

1566
Drucklegung der Briefe Hildegards in Köln

1761
die liber divinorumoperum durch den Konzilshistoriker Giovanni Domenico Mansi in Lucca gedruckt

1882
das liber vite meritorum durch Kardinal Johann-Baptist Pitra herausgegeben in Montecassino

1903
die Cause et cure erschein erstmals durch Paul Kaiser in Leipzig


Bedeutung der Werke Hildegards


Die theologischen Werke

Hildegard verfasste drei bedeutende theologische Werke, den Liber Scivias (Wisse die Wege), den Liber vitae meritorum (Das Buch der Lebensverdienste) und den Liber Divinorum Operum (Das Buch vom Wirken Gottes). Im ersten Band ihrer Trilogie behandelt sie die Themen der Schöpfung und der Erlösung des Menschen. In ihrem zweiten Werk steht die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen im Vordergrund. Hildegard nimmt hier erkennbar Bezug auf den ethischen Diskurs ihrer Zeit und formuliert in einem dialogischen Modell, dass die geistlichen Fehlhaltungen und die geistlichen Grundhaltungen miteinander ins Gespräch bringt einen Entwicklungsweg, innerhalb dessen sich jede Fehlhaltung folgerichtig aus der vorhergehenden entwickelt und zugleich jederzeit die Umkehr möglich ist. Der letzte Visionsband beschäftigt sich mit der untrennbaren Verwobenheit von Mikro- und Markokosmos und setzt das Verhalten des Menschen in Beziehung zum Zustand der Welt.


Die Kompositionen

Das Kompositionscorpus Hildegard von Bingens enthält 77 liturgische Gesänge mit Melodien in diasthematischer Neumennotation sowie das in Text und musikalischer Notation erhaltene liturgische Geistliche Spiel ordo virtutum, das im zwei Fassungen – unneumiert in der Visionsschrift Scivias sowie neumiert im späteren sogenannten Rupertsberger Riesencodex (Staatsbibliothek Wiesbaden) vorliegt. Er wird auch als Symphonia armonie celestium revelationum (= Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen) bezeichnet. Das Spektrum der Gesänge umfasst Antiphonen, Responsorien, Hymnen, Sequenzen, ein Kyrie, ein Alleluja sowie zwei Symphoniae. Sie stellen das größte geschlossene, mit dem Namen der Komponistin überlieferte Werk des Mittelalters dar. Sie haben einen klar erkennbaren Personalstil, der sie bei aller Zeitgebundenheit von den Werken ihrer Zeitgenossen unterscheidet.

Hildegards Gesänge sind zu verstehen, wenn man sich zuvor mit ihren Visionen auseinandergesetzt hat, weil sie Teil dieser Visionen sind, nicht nur, weil ein Teil der Texte in ihren Visionsschriften erscheint, sondern auch in Bezug auf die Melodien der Gesänge, die der unsagbare Teil des Geschauten und Gehörten sind.

Hildegard hat in ihrem Brief an die Mainzer Prälaten ihre Theologie der Musik erklärt. Der Hintergrund war das durch die Mainzer Kirchenbehörde verhängte Interdikt, das Verbot der gesungenen Stundenliturgie und der Eucharistiefeier. Sie schreibt, dass sie anlässlich des Konfliktes zum lebendigen Licht aufgeschaut habe. Von dort her erhielt sie zunächst die Erkenntnis, dass sie sich, weil sie sich widerspruchslos dem Interdikt gefügt habe, schuldig geworden sei. Das Gotteslob ist die Aufgabe der Menschen, ihre eigentliche Berufung. Dass Hildegard sich untersagen ließ, diese Berufung zu leben, obwohl sie kein Unrecht getan hat, ist ihre Schuld. Nach der Begründung ihres Widerstandes schließt sie eine Exegese des 150. Psalmes an, in der sie ausführt, dass die verschiedenen Instrumente mit ihrer jeweiligen durch Material und Form bedingten Klanggestalt für die verschiedenen Weisen der Hingabe der Menschen stehen. Sie sollen sich als Ausdruck ihrer Spiritualität der ihnen entsprechenden Instrumente bedienen.

Der Mensch ist auf der Suche nach der Stimme des lebendigen Geistes, die Adam durch seinen Ungehorsam verlor. Wäre er, ... dessen Stimme vor dem Sündenfall in vollem, harmonischem Klang die Lieblichkeit aller Musikkunst in sich trug, ... im ursprünglichen Zustand geblieben, so hätte die Schwäche des sterblichen Menschen die Kraft und die Klangfülle dieser Stimme nicht zu ertragen vermocht. ... Adam aber hatte den Gleichklang mit der Stimme der Engel, den er im Paradies besaß, verloren.
Damit aber die Finsternis innerer Unwissenheit, der Adam verfallen war, nicht das letzte Wort habe, ist es die Aufgabe der Propheten, Psalmen und Lieder zu verfassen, um die Erinnerung der Menschen an das Lob der Engel wachzuhalten. Dabei gehört für Hildegard die musikalische Komponente zur Grundverfasstheit des Menschen: Anima hominis symphoniam in se habet et symphonizans est (Die Seele des Menschen hat den Zusammenklang in sich, sie ist symphonisch). Hildegard kann dies so sagen, weil sie sich in ihren Visionen als vom Klang durchdrungen erfährt. Auf sie trifft zu, was sie vom Heiligen Rupertus sagt: In te symphonizat Spiritus Sanctus. Übersetzt: Es singt und spielt in dir der Heilige Geist.


Der Briefwechsel

Hildegards Briefwechsel ist, wie neuere Forschungen ergeben haben, gegen Ende ihres Lebens unter ihrer Aufsicht zu einem Briefcorpus zusammengestellt worden. Dies bedeutet, dass nicht alle im Briefwechsel enthaltenen Schreiben wirklich an den genannten Emfpänger abgesendet oder von diesem geschrieben worden sind. Einzelne Briefe sind zu einem größeren zusammengefasst worden, um auch unberücksichtigte, aber für wichtig gehaltene Adressaten zu bedenken. Ungeachtet dessen hat Hildegard in der Tat eine ausgedehnte Korrespondenz geführt, die sich sowohl an Laien, als auch an Kleriker, Bischöfe, Päpste, Nonnen oder weltliche Herrscher richtete.


Die natur- und heilkundlichen Schriften

Zwischen 1150 und 1160 verfasste Hildegard auch medizinische Abhandlungen. Im Gegensatz zu den theologischen Schriften sind hiervon jedoch keine Handschriften aus der Entstehungszeit überliefert. Die erhaltenen Quellen stammen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es eine übliche Praxis, bei der Abschrift Ergänzungen und Umschreibungen vorzunehmen. Heute sind 13 Schriften bekannt, die Hildegard als Verfasserin angeben. Der Terminus Hildegard-Medizin wurde erst im 20. Jahrhundert eingeführt.

Ihre Abhandlungen über Pflanzen und Krankheiten sind sowohl für die Bioligie als auch für die Naturheilkunde von Interesse. Das medizinische und naturheilkundliche Wissen der Äbtissin war zunächst in einem Buch zusammengefasst, das später aufgeteilt und unter den Titeln verbreitet wurde: Causae et Curae, übersetzt Ursachen und Heilungen, ein Buch über die Entstehung und Behandlung von verschiedenen Krankheiten sowie Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum, was übersetzt heißt, Buch über das innere Wesen - die Beschaffenheit und Heilkraft der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen. Diese naturkundlichen Werke zählen u. a. zu den Standardwerken der Naturheilkunde.

Zu Hildegards Zeit waren viele heilkundige Personen Klostermediziner oder praktizierten als Wanderheiler in den ländlichen Gebieten; ein wissenschaftliches Medizinstudium konnte im 12. Jahrhundert von Männern und Frauen in Salerno absolviert werden. Hildegard fasste das zeitgenössische Wissen über Krankheiten und Pflanzenheilkunde sowohl aus dem Bereich der Volksmedizin als auch aus der griechisch-lateinischen Tradition zusammen. Dabei verwendete sie erstmals die deutschen Pflanzennamen sowie einige weitere deutschsprachige Begriffe für Krankheiten wie beispielsweise "nasebosz" für Schnupfen. In Ergänzung des aus diesen Quellen vorliegenden Wissens entwickelte sie eigene Therapievorschläge und Diagnosen. Überraschend für eine Ordensfrau ist die sachliche Schilderung der Sexualität. Dabei bleibt sie den theologischen Grundsätzen ihrer Zeit verbunden, wenn sie sexuelle Handlungen, die nach damaligem Verständnis gegen die göttliche Schöpfungsordnung verstießen, verurteilt. Wie im Mittelalter durchaus üblich, bezog sie auch Edelsteine und Metalle in ihre Behandlungsempfehlungen ein.

Hildegards Gesundheitsbegriff ist eng mit ihrer Kosmologie verknüpft. Ein sündiger Mensch kann nur heil werden, wenn er sich auch von der Sünde abwendet. Schlüssel zu einem gesunden Leben ist eine maßvolle Lebensordnung.


Archive und Bibliotheken


Von Hildegard sind 390 Briefe überliefert. Schriften Hildegards und Hildegard zugeschriebene Schriften befinden sich in folgenden Institutionen:

Wiesbaden: Würtembergische Landesbibliothek Wiesbaden, "Riesencodex", "Codex Theol.Phil. 4° 253"; "Hs.1 Scivias illuminatus".

Dendermonde: Abtei Peter und Paul in Dendermonde (Belgien), "Codex Afflighemiensis 9".

Wien: Österreichische Nationalbibliothek Wien, "Codex 1016", "Codex 881".

Rüdesheim: Abtei St. Hildegard Eibingen, Faximile des illuminierten "Liber scivias".

Kopenhagen: Hs Kopenhagen, Det Kongelihe Bibliotek, Ny kgl 90b 2°.

Flornez: Hs Florenz, Biblioteca Medicca Laurenziziana, Ashb. 1323.


Patronate und Verehrung


Attribute
  • Äbtissinnenstab
  • Buch
  • Modell vom Kloster Rupertsberg

Patronate
Hildegard ist Patronin folgender "Stichwörter"
  • Berufe
  • Sprachforscher
  • Naturwissenschaftler
  • Esperantisten

Gedenktag
katholisch: 17. September
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
gebotener Gedenktag im Bistum Berlin
Diözesankalender Limburg, Mainz, Solesmes, Speyer, Trier
nicht gebotener Gedenktag im Benediktiner- und Zisterzienserorden


evangelisch: 17. September
anglikanisch: 17. September


Fortleben der Gemeinschaft Hildegards nach ihrem Tod


In der Folge der Reformation wurde das Kloster Disibodenberg, aus dem Hildegard mit ihrer Gemeinschaft 1150 fortgezogen, war aufgehoben und verfiel. Heute ist an der Stelle nur noch eine ausgedehnte Ruine, die den Umfang des Klosters erahnen läßt. Das Kloster auf dem Rupertsberg, das 1158 fertiggestellt worden war, wurde 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, von schwedischen Soldaten zerstört. Der Rupertsberg gehört heute zum Stadtteil Binger-Brück. Die vertriebenen Ordensschwestern siedelten in das Kloster Eibingen auf die gegenüberliegende Rheinseite über. Die Ruinen des ehemaligen Rupertsberger Klosters wichen im 19. Jahrhundert den technischen Fortschritt. Heute befinden sich dort noch Reste von fünf Arkadenbögen der ehemaligen Klosterkirche.

Das Kloster in Eibingen wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben und teilweise abgetragen. Ein Flügel des alten Klosters ist erhalten geblieben. Hier ist heute die Pfarrkirche St. Hildegard (Rüdesheim/Eibingen). Sie ist auch Wallfahrtskirche, in der sich der Schrein mit den Gebeinen Hildegards befindet. Die 750 Meter oberhalb der Pfarrkirche in den Rüdesheimer Weinbergen von 1900 bis 1904 neuerbaute Benediktinerinnen Abtei St. Hildegard in Eibingen gehört zur Beuroner Kongregation und besitzt die Nachfolgerechte der beiden Wirkungsstätten Rupertsberg und Eibingen. Die Äbtissin von Eibingen steht dadurch offiziell in der Nachfolge (Sukzession). Äbtissin Clementia Killewald OSB wurde im Jahr 2000 zur 39. Nachfolgerin der Heiligen Hildegard gewählt.


Ehrungen


Ehrungen zu Lebzeiten
  • Der selige Papst Eugen III. (1145 bis 1153) las persönlich 1147/1148 in Trier den anwesenden Kardinälen, Bischöfen und Theologen aus dem Buch "Sci vias" vor.
  • Friedrich Barbarossa empfängt Hildegard 1154 auf dessen Pfalz in Ingelheim und stellt einen Schutzbrief für das Kloster Rupertsberg aus.
  • In dem von Friedrich Barbaraossa 1154 ausgestellten Schutzbrief für ihr Kloster Rupertsberg wird Hildegard als Abbatissa bezeichnet, die erste Quelle, in der dieser Titel für eine Frau verwendet wird

Prozess der Heiligsprechung

Schon zu Lebzeiten war Hildegard berühmt und geachtet. Ein erster Antrag zur Heiligsprechung wurde vom Rupertsberger Konvent 1226 gestellt. Das Heiligsprechungsverfahren wurde von Papst Gregor IX. (1227–1241) 1227 durch eine von ihm veranlasste Untersuchung begonnen, jedoch nicht abgeschlossen.

Der Redaktionsprozess der bereits zu Lebzeiten begonnenen Vita Sanctae Hildegardis wurde um 1180 im Hinblick auf die erhoffte Heiligsprechung abgeschlossen. In der Vita wird erwähnt, dass Hildegard und Jutta auf dem Disibodenberg eingemauert wurden, um ein Leben als Inclusen zu führen. Die Frage, ob Jutta und Hildegard wirklich eine eremitische Lebensform gewählt haben, ist umstritten. Belege hierfür gibt es außerhalb der Vita weder im zeitgenössischen Schrifttum noch in der Baugeschichte des Disibodenberges. Einen Hinweis auf den Grund für die Einfügung dieses Passus in die Vita gibt der zeitgleich mit der Endredaktion erschienene Ordo für Inklusinnen und Iklusen, der offensichtlich auf die Schilderung Einfluss genommen hat. In den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts wurde das Leben religiöser Frauen stärker reglementiert. Religiosen, die in ihren Privathäusern lebten, wie Uda von Göllheim, die Jutta und Hidlegard unterrichtet hatte, wurden nicht mehr akzeptiert, Doppelklöster zunehmend aufgenhoben. Man bestand nun auf strenger Klausur für die Frauenkonvente oder die Einschließung für allein lebende Religiosen. In jedem Fall ist anzunehmen, dass die Redaktoren der Vita mit ihrer Schilderung der Einschließung jeden Zweifel am "richtigen" religiösen Lebenswandel Hildegards ausräumen wollten.

In einer erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1233 geben Kleriker des Mainzer Domkapitels Auskunft darüber, dass sie im Auftrag des Papstes Hildegards Lebenswandel, Ruf und Schriften überprüft hätten. Erwähnung finden darin auch zahlreiche Wunder an Hildegards Grab. Aufgrund von mangelndem Engagement des Mainzer Domkapitels zog sich das Verfahren dergestalt in die Länge, dass selbst der letzte bekannte Versuch eines ordentlichen Kanonisationsverfahrens unter Papst Innozenz IV. im Jahre 1243 zu keinem Ergebnis mehr führte. Das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Antependium der Rupertsberger Klosterkirche, auf dem Hildegard mit Heiligenschein und der Bischof von Mainz als sie verehrender Stifter abgebildet ist, wurde vom Konvent im Hinblick auf die erhoffte Heiligsprechung erstellt.

Im 15. Jahrhundert erfolgte die Aufnahme Hildegard von Bingens in das Martyrologium Romanum, das offizielle Verzeichnis der Seligen und Heiligen der römisch-katholischen Kirche. Dort steht unter dem 17. September: ...Apud Bingiam, in dioecesi Moguntinensi, sanctae Hildegardis virginis... (...bei Bingen in der Diözese Mainz der heiligen Jungfrau Hildegard...). Der Nichtgebotene Gedenktag in der Liturgie ist der 17. September.

Die zu größeren Festlichkeiten oder Jubiläen der Heiligen übersandten päpstlichen Bullen zeugen von der großen Bedeutung Hildegards. Auch Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. hat sich in seiner Zeit als Professor in Bonn (1959–1963) intensiv mit dem Leben und den Schriften Hildegards beschäftigt.

"Kraft des Rufes der Heiligkeit und ihrer herausragenden Lehre hat am 8. März 1979 Kardinal Joseph Höffner, Erzbischof von Köln und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zusammen mit den Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen dieser Konferenz, der damals auch Wir (Benedikt XVI) als Kardinalerzbischof von München und Freising angehörten, dem sel. Johannes Paul II. die Bitte unterbreitet, daß Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin erklärt werden möge." Von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände wurde im Jahre 1979 in Rom die Bitte um Anerkennung Hildegards als Kirchenlehrerin vorgebracht. Im Oktober 2010 wurde Papst Benedikt XVI. von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht, dass Hildegard von Bingen bis heute noch nicht offiziell von der Kirche heilig gesprochen wurde. Im Dezember 2010 dankten Äbtissin und Konvent der Abtei St. Hildegard dem Papst für seine Katechesen über Hildegard von Bingen und baten ihn in diesem Zusammenhang um die Kanonisierung Hildegards und um ihre Erhebung zur Kirchenlehrerin.

Das Prüfungsverfahren des Vatikans wurde im Jahr 2011 zum Abschluss gebracht. Aus dem Vatikan wurde im Dezember 2011 verlautbart, dass Hildegard 2012 zur Kirchenlehrerin erhoben werden soll. Am 10. Mai 2012 dehnte Papst Benedikt XVI. die Verehrung der hl. Hildegard auf die ganze Kirche aus und schrieb sie in das Verzeichnis der Heiligen ein. Am Sonntag, den 7. Oktober 2012, zum Beginn der Bischofssynode zur Neuevangelisierung, hat Papst Benedikt XVI. mit dem Schreiben Lux sui populi Hildegard zur Kirchenlehrerin erhoben.

Entnommen aus: www.kathpedia.de – Hildegard von Bingen
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